Fernstudium Universität Leipzig Erfahrungsbericht

Universität Leipzig, Erfahrungsbericht: Interview mit Marianne – morjanne.blogspot.de

Kennt ihr schon Morjanne? Eigentlich heißt sie Marianne, ist Studentin und Mama und schreibt nebenbei einen schönen und liebenswerten Blog, dass man garnicht mehr aufhören will zu lesen!
Ein Erfahrungsbericht über das Studieren mit Beruf und Kind – und das gute Gefühl, sich ganz bewusst für ein Studienfach entschieden zu haben.

Hallo Marianne! Ich freue mich, dass das mit dem Interview geklappt hat. Was studierst du eigentlich und wo?

Ich studiere Geschichte und Arabisch an der Universität Leipzig.

Und nebenbei … ?

Zur Zeit läuft eher mein Studium nebenbei 😉
Hauptsächlich betreue ich meinen Sohn und jobbe ab und zu als Kellnerin.

Warum hast du nochmal ein Studium angefangen?

Ich habe mein erstes Studium (Arabistik) abgebrochen, war dann etwas ziellos und habe erst einmal gejobbt. Erst habe ich überlegt, eine Fachhochschulausbildung zu machen, aber dann habe ich doch wieder an der Universität angefangen, diesmal in einem Fach, das etwas besser zu mir passt. Weil ich kein Bafög mehr bekommen habe, musste ich wieder jobben, und nach der Babypause habe ich beides wieder aufgenommen.

Warum gerade Geschichte und Arabisch?

Die Geschichtswissenschaft war einmal die führende (Geistes)wissenschaft und hat ihre allumfassende Rolle erst langsam im 19. und 20. Jahrhundert eingebüßt. Schade, denn man kann die Welt nicht begreifen, wenn man nicht aus der Geschichte lernt. Ich habe mich für Geschichte entschieden, weil ich gerne und viel analysiere, Zusammenhänge verstehen will und weil die Gegenwart mich langweilt 😉

Arabisch dagegen habe ich „damals“ angefangen, weil es irgendwie spannend und herausfordernd klang. Es lag auch nicht an der Sprache, dass ich mein erstes Studium abgebrochen habe, und sie hat mir irgendwie gefehlt. Deswegen habe ich wieder damit angefangen.

Wieviel Zeit investierst du für dein Studium?

Ich plane mir jeden Wochentag von 9 bis 15 Uhr mit Uni und Lernen voll, also 30 Stunden in der Woche. Nur in der Prüfungszeit mach ich auch am Wochenende was. Mehr ist leider nicht drin, obwohl ich gern viel mehr Zeit zum Lesen hätte.

Das ist eine ganze Menge! Woher nimmst du die Zeit? Was bleibt dafür auf der Strecke?

Gute Planung hilft. Seit ich die sechs Stunden am Tag auch konsequent durchziehe, habe ich weniger Zeitprobleme. Wenn allerdings die Tagesmutter ausfällt, muss ich natürlich überall Abstriche machen. Auch kann ich nicht so viel nebenher arbeiten, wie ich gern würde, was sich finanziell deutlich bemerkbar macht.

Verzichten muss ich vor allem auf Freizeit, Spontanität, finanziellen Spielraum. Im Grunde genommen leidet aber eher das Studium darunter, dass mein Kind an erster Stelle steht und ich nebenher Geld zum Leben verdienen muss.

Wenn du noch einmal mit dem Studium beginnen könntest, was würdest du heute anders machen? Was würdest du Studien-Interessierten raten?

Ich habe viel zu überhastet nach der Schule mit dem Studieren angefangen und hätte lieber erst einmal ein oder zwei Jahre nutzen sollen, um Erfahrungen in der „echten Welt“ zu sammeln, im Ausland am besten. Das konnte ich mir da leider nicht leisten, und von Natur aus bin ich auch eher weniger draufgängerisch.

Ich hätte gleich überlegter und strukturierter ans Studium herangehen sollen, dann hätte ich mir den Abbruch und damit den Bafög-Wegfall gespart.

Mein Ratschlag wäre also, sich genügend Zeit zur „Selbstfindung“ zu gönnen und genau zu überlegen, was man möchte. Gleichzeitig bringt es aber nichts, sich Druck zu machen oder machen zu lassen, endlich mal einen Lebenssinn zu finden – es ist keine Schande, neu anzufangen, länger zu brauchen oder zwischendurch einfach mal ein Kind zu bekommen. Es gibt auch nichts gruseligeres als diese durchgestylten, marktkonformen Lebenspläne, mit denen meine jüngeren Kommilitonen ins Studium starten.

Das stimme ich dir voll und ganz zu! Trotzdem, welche besonderen Vor- und Nachteile hat dein Studium für dich?

Der Nachteil, wenn man neben dem Studium noch mehr Belastungen (Job, Kind, etc.) hat, ist immer der, dass das Kapazitäten frisst. Es ist ermüdend, ständig Kompromisse machen zu müssen, und es ist ermüdend, nicht die Leistung bringen zu können, die man eigentlich könnte, wenn man sich voll und ganz dem Studium widmen würde.

Oder einfach mal wieder ausschlafen wäre auch super.

Mein persönlicher Vorteil ist gerade, dass ich meinen Kommilitonen einiges voraus habe – Lebenserfahrung oder Realitätssinn oder Pragmatismus oder wie immer man das bezeichnen will. Ich habe einfach lernen müssen, mich extremst zu organisieren. Außerdem sehe ich an meinen ganzen Ü-30-Freunden, wie so langsam die Torschlusspanik anfängt, und da kann ich mich dann entspannt zurücklehnen.

Vielen Dank, liebe Marianne, für das Interview!

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