Eine berufsbegleitende Weiterbildung oder ein Fernstudium sind meist große Kostenfaktoren, was in einigen Fällen leider auch ein Ausschlusskriterium ist. Ein Stipendium ist eine Möglichkeit, dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen und sich voll und ganz auf Studium oder Weiterbildung konzentrieren zu können. Viele schließen diesen Weg der Finanzierung von Anfang an aus, weil mit einem Stipendium oft überdurchschnittlich gute Leistungen in Verbindung gebracht werden. Das ist aber schon lange nicht mehr der Fall.
Hier erfährst du, was es mit einem Stipendium auf sich hat und welche Voraussetzungen, du erfüllen musst.
Was ist ein Stipendium?
Unter einem Stipendium versteht man die zumeist finanzielle Unterstützung von z.B. Schülern, Auszubildenden und Studenten. Auch eine Promotion kann durch ein Stipendium unterstützt werden. Damit sind Stipendien ein wichtiges Element der Bildungs- und Begabtenförderung.
Wer hat Anspruch auf ein Stipendium?
Grundsätzlich kann sich jeder für ein Stipendium bewerben.
Stipendien werden von verschiedenen Institutionen und Organisationen angeboten. Dabei werden nicht mehr nur überdurchschnittliche Noten mit einem Stipendium belohnt. Manche Organisationen wollen speziell Alleinerziehende, Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund bei Ihrer beruflichen Fortbildung unterstützen. Andere konzentrieren sich auf bestimmte Forschungsbereiche oder Studien im Ausland.
Manchmal werden Stipendien auch durch die Ausbildungsstätte selber ausgeschrieben. In den meisten Fällen kommt es also nicht darauf an, etwas besonderes zu können oder zu sein – man muss nur das passende Stipendium für sich finden.
Bei der Suche kann zum Beispiel der Stipendienlotse des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sehr hilfreich sein.
Voraussetzungen für ein Stipendium
In der Regel müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein, um eine Förderung zu erhalten. Das muss nicht zwingend ein bestimmter Notendurchschnitt sein. Je nach Institution sind die Voraussetzungen für eine Förderung völlig unterschiedlich.
Beispiele für Eigenschaften und Vorraussetzungen, die darüber entscheiden können, ob man ein Stipendium bei bestimmten Organisationen und Stiftungen erhält, sind:
- Notendurchschnitt
- gemeinnütziges Engagement
- Alter
- Geschlecht
- Staatsangehörigkeit
- Migrationshintergrund
- familiärer Status, z.B. Alleinerziehende oder Waisen
- Zugehörigkeit zu einer Partei
- Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft
- Studiengang
- Hochschule
- Studienort, Bundesland
- bestimmte Leistungen während des Studiums
Grundsätzlich hast du auch ohne besondere Eigenschaften die Möglichkeit ein Stipendium zu erhalten. Stipendien ohne Einser-Durchschnitt sind nichts außergewöhnliches.
In den meisten Fällen wird außerdem ein Motivationsschreiben verlangt, im dem du beschreibst und begründest, warum gerade du dieses Stipendium erhalten solltest. Referenzen sind ebenfalls hilfreich.
Wer vergibt Stipendien?
Stipendien werden von verschiedenen Organisationen und Institutionen vergeben. Dazu zählen:
- gemeinnützige Vereine
- kirchliche Stiftungen
- Parteien
- Hochschulen
Zu den Stiftungen, die Stipendien vergeben, zählen beispielsweise die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung.
Eine der bekanntesten und ältesten Stiftungen zur Begabtenförderung in Deutschland ist die Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie vergibt Stipendien und informiert umfangreich über Möglichkeiten zu Weiterbildungs-Förderung.
Auch Parteien, z.B. die Grünen, die Linke oder Die Partei, vergeben teilweise Stipendien.
In einigen Fällen kann man sich an der Hochschule direkt für ein Stipendium bewerben. Unis, die Stipendien vergeben sind u.a. die IU und die Leuphana Universität Lüneburg. In der Regel ist eine Mindestvoraussetzung für den Erhalt der Förderung ein Studium an der jeweiligen Hochschule.
Wieviel Geld bekommt man?
In welchem Umfang die Finanzierung durch einen Träger übernommen wird, ist sehr unterschiedlich. Manche Stipendien-Programme kommen für das gesamte Studium inklusive aller Lebenshaltungskosten auf. Mit anderen lässt sich nur ein Teil des Studiums finanzieren.
Einige Organisationen zahlen einen einmaligen Betrag, andere fördern in Form einer monatlichen Zahlung.
Der Betrag wird in der Regel von den Institutionen selbst festgelegt und kann auch dort erfragt werden. Manchmal wird die Höhe dessen, was bezahlt wird, auch von bestimmten Voraussetzungen abhängig gemacht und kann unterschiedlich hoch ausfallen.
Wann wird die Förderung ausgezahlt?
Wann das Geld für ein Stipendium ausgezahlt wird, ist unterschiedlich und abhängig vom Stipendiengeber. Manche Förderungen sehen einen einmaligen festen Betrag vor, andere gewähren monatliche Auszahlungen über die Dauer des Studiums oder der Ausbildung.
Das Stipendium wird in der Regel dann ausgezahlt, wenn alle nötigen Nachweise für die Eignung zur Förderung vorliegen. Genauso kann die Zahlung für ein Stipendium aber auch eingestellt werden, wenn diese Voraussetzungen nicht mehr vorliegen.
Wie lange wird ein Stipendium gezahlt?
Wie lange eine Stipendium ausgezahlt wird, hängt vom Förderer ab. Manche Stipendien bestehen aus einer Einmal-Zahlung und enden entsprechend nach der ersten Zahlung. Andere Förderungen werden regelmäßig, meist monatlich, über den Zeitraum des Studiums ausgezahlt. Die Zahlung endet dann in der Regel mit dem Ende des Studiums.
Ist eine Förderung von bestimmten Bedingungen abhängig, kann es auch sein, dass das Geld nur solange bezahlt wird, wie die Bedingungen erfüllt sind.
Muss ich ein Stipendium zurückzahlen?
Ein Stipendium muss normalerweise nicht zurückgezahlt werden.
Muss ich Steuern für ein Stipendium zahlen?
Für ein Stipendium musst du in der Regel keine Steuern zahlen. Jedoch gibt es auch hier bestimmte Voraussetzungen. Deswegen muss das Stipendium auch in der Steuererklärung angegeben und die nötigen Nachweise erbracht werden.
Die folgenden Bedingungen müssen erfüllt sein, damit das Stipendium steuerfrei ist:
- Der Stipendiengeber fordert keine Gegenleistung ein.
- Die Förderung übersteigt nicht maßgeblich die tatsächlichen Lebenshaltungskosten.
- Dein Hochschulabschluss liegt nicht länger als 10 Jahren zurück.
Finanzielle Förderungen, für die eine Gegenleistung erbracht werden muss, gelten als ganz normales Arbeitsverhältnis und müssen versteuert werden. Auch wenn du mit dem Stipendium deutlich mehr Geld erhältst, als für Lebensunterhalt und Studium nötg sind, werden Steuern fällig.
Außerdem sollte dein letztes Hochschulstudium nicht länger als zehn Jahre zurückliegen. Dies ist z.B. für Doktoranden interessant, denn auch hier kann es sein, dass für das Stipendium Steuern gezahlt werden müssen.
Stipendium und BAföG
Stipendium und BAföG schließen sich nicht gegenseitig aus und können gleichzeitig bezogen werden. Das Stipendium hat auch keine Auswirkungen auf die Höhe des BAföG, solange es einen Betrag von durchschnittlich 300 Euro im Monat nicht übersteigt.
Auch zweckgebundene Stipendien, z.B. Büchergeld, werden ebenfalls nicht auf das BAföG angerechnet.
Stipendium und Nebenjob
Ob dein Job Auswirkungen auf die Höhe des Stipendiums hat, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Einige Stipendien werden komplett unabhängig von sonstigen Einkünften gezahlt. Andere richten sich in Ihrer Höhe nach den Einkommen aus Nebenjob oder Beruf.
Grundsätzlich gilt aber, dass du parallel zu einem Stipendium beruflich tätig sein und weitere Einnahmen haben darfst. Egal ob Hauptberuflich, im Nebenjob oder Mini-Job. Eine Ausnahme bilden hier natürlich Förderungen, die speziell für Nicht-Berufstätige ausgeschrieben sind.
Bewerbung für ein Stipendium
Wie genau die Bewerbung für eine Förderung aussieht, ist vom Stipendiengeber abhängig. Meistens ist in den Informationsunterlagen oder der Website genau beschrieben, wie du dich korrekt bewirbst und welche Unterlagen eingereicht werden müssen.
Häufig ist ein Motivationsschreiben Teil der Bewerbungsunterlagen.
Motivationsschreiben für die Stipendien-Bewerbung
Das Kniffeligste an der Bewerbung auf ein Stipendium ist das Motivationsschreiben. Auf keinen Fall sollte es so klingen, als hätte man eine x-beliebige Vorlage heruntergeladen und ein paar persönliche Daten ergänzt. Bevor du stundenlang auf ein leeres Word-Dokument starrst und nicht weißt, wie du anfangen sollst, empfehle ich ein einfaches Brainstorming mit Stift und Papier. Beantworte einfach die Frage, warum du dieses Stipendium haben willst und was dich gegenüber anderen Bewerbern auszeichnet. Engagierst du dich in deiner Freizeit für irgendetwas? Bist du beruflich für eine gute Sache tätig? Giltst du als High Potential in deinem Job? All das können Gründe sein, die du für ein Stipendium anführen kannst.
Finde noch ein paar schöne Umschreibungen, was das Stipendium dir in diesem Zusammenhang bringt. Motiviert es dich besonders, deine zuvor genannte Tätigkeit weiter neben dem Studium zu betreiben? Gibt es dir die Möglichkeit, deine Arbeitszeit zu verkürzen und damit Studium und Beruf zu vereinen? Einfach ehrlich sein und das Ganze in schöne Formulierungen packen. So verfasst du dein ganz individuelles Motivationsschreiben.
Empfehlungsschreiben für die Stipendien-Bewerbung
Super ist es, wenn ihr eurer Bewerbung auch noch ein oder zwei Empfehlungsschreiben beilegen könnt. Ein Empfehlungsschreiben kann zum Beispiel ein aktueller oder früherer Professor oder Arbeitgeber ausstellen. Wenn ihr da jemanden habt, der euch wohl gesonnen ist, fragt einfach einmal nach. Ein Empfehlungsschreiben enthält meistens ein paar Infos darüber, was ihr bei dem jeweiligen Professor oder Arbeitgeber gemacht habt (ähnlich wie ein Arbeitszeugnis) und schließt mit einer Empfehlung oder ein paar netten Worten für das bevorstehende Studium ab.
Fazit
Ein Stipendium zu bekommen, ist auch möglich, wenn du keine herausragenden Noten oder ausgewöhnliche Talente vorweisen kannst. Eine Förderung kann finanziell (und damit wahrscheinlich auch nervlich) sehr entlasten. Leider wird diese Möglichkeit viel zu selten wahrgenommen. Es lohnt sich in jedem Fall, sich schlau zu machen, welche Stipendien in Frage kommen und sich zu bewerben.
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